Prügelstrafe und Critters

02.03.2014

Prügelstrafe

In Singapore haben wir uns nach unserem Vietnamabenteuer erst mal wieder erholen müssen. Ihr glaubt ja kaum, welchen Unterschied das ausmacht, quasi wieder in der “ zivilisierten“ Welt anzukommen. Die Strassen sind sauber, das World Wide Web funktioniert wieder ohne Zensur und wir können wieder alles essen, was auf den Speisekarten steht. Wir holen natürlich wieder ein paar Caches in der Stadt, die davon nur so wimmelt. Am Abend zieht es uns an den Kanal. Hier geht dann auch ordentlich die Post ab. Vorbei am Italiener, dem Inder, dem Japaner und dem Chinesen, zieht es uns in ein einheimisches Ambiente, wo es erstmal wieder ein anständiges Stück „totes Tier“ gibt.


Singapore ist ja bekannt für ein recht drastisches Strafensystem für vergleichsweise geringe Vergehen. Deshalb haben wir uns im Vorfeld gleich mal schlau gemacht, was denn in dieser Stadt tunlichst zu unterlassen ist und mit was man jeweils so rechnen muss. Hier eine kleine Einführung ins Strafrecht von Singapore:
Singapur wird manchmal auch „Fine City“ genannt (engl. für fein und gleichzeitig Geldstrafe). Dahinter steckt eine offensichtliche Doppeldeutigkeit, die darauf hinweisen will, dass in Singapur die meisten kleineren Vergehen schon mit enorm hohen Geldstrafen geahndet werden können. Doch nicht nur für den Geldbeutel kann es gefährlich werden, wenn man sich hier nicht an die Gesetze hält. Wer allzu sehr gegen die Regeln spielt, kann schonmal sein körperliches Wohlbefinden aufs Spiel setzen – oder gar sein Leben. Essen und Trinken in öffentlichen Verkehrsmitteln kann den Sünder mitunter arm machen. Die Maximalstrafe hierfür beträgt 5’000 Singapur-Dollar, was was knapp 4000 Franken entspricht. Wer seinen Müll achtlos auf öffentlichen Boden wirft, muss sogar damit rechnen, für Sozialarbeiten, wie zum Beispiel Säuberung öffentlicher Anlagen verpflichtet zu werden und hierbei eine plakative Weste zu tragen, die das gesetzeswidrige Verhalten des Betreffenden zur Schau stellen soll. Kaugummis waren lange ganz verboten. Heute kann man sie in Apotheken und auch nur gegen Rezept erwerben. Rauchen ist praktisch überall verboten.

Weniger lässig geht die Justiz allerdings bei der Bestrafung von schwereren Vergehen vor. Auf Vandalismus stehen in schweren Fällen Schläge. Auch Falschaussagen vor Gericht können eine körperliche Bestrafung nach sich ziehen. Auch werden diese züchtigenden Maßnahmen in Fällen von sexuellem Missbrauch oder schwerer Körperverletzung etc. angewandt. Wirklich in Schwierigkeiten steckt, wer mit Drogen in Berührung kommt und dabei erwischt wird. So muss etwa jemand, der mit mehr als 15 Gramm Heroin oder einem Pfund Cannabis erwischt wird, mit der Todesstrafe rechnen. Für diverse Vergehen gibt es noch immer die Prügelstrafe. Diese wird so beschrieben: Je nach Straftat ist die Anzahl der Schläge unterschiedlich. Die Schläge werden auf den nackten Rücken und Gesäss abgegeben, wobei jeder Schlag mindestens mit 160 km/h erreichen muss. Jeder Schlag sollte die Haut zum Platzen bringen. Ui, ui, ui! Das Ziel der Bestrafung ist es, maximalen Schmerz mit minimalen Langzeitschäden zu verbinden. Nett, gell? Was meint ihr, wie sauber es plötzlich in der Marktgasse oder auf der Bahnhofstrasse würde mit solchen Aussichten.

The Sands

Am nächsten Tag muss gemäss Frau Büchel natürlich das „Sands“ erobert werden. Für 14.00 Döllis darf man dann mit dem Lift aufs Oberdeck und geniesst zugegebener Weise einen herrlichen Ausblick auf die City. Danach muss Herr Büchel unbedingt die Geocaches um den Harbour suchen, was seine Ehefrau an der gleichen Location für eine ausgedehnte Joggingrunde benutzt… Schlussendlich trifft man sich wieder irgendwo in der Hälfte und per Zufall mitten im Shoppingcenter an der Marina Bay! Oder ist’s vielleicht doch kein Zufall? Dass wir uns richtig verstehen: Die Einkaufsmeile ist unter dem Hotel Sands und besitzt drei Stockwerke in der Grösse des Glattzentrums allerdings nur voller Labels wie Gucci, LV etc. Mich zieht ja dann eher in den Ferrari Shop mit der Original F1 Bolide von 2007 und gleich anschliessend in den Harley Davidson Laden mit der schönen Fat Boy.
Meine Frau findet den Ausdruck „Blüemli“ für das Kunstwerk bzw. das Gebäude vor dem Marina recht gschpässig (vor allem das „-li“ am Schluss); ok, ich gebe es zu: Drin befindet sich das Kunstmuseum in der Grösse der Oscar Reinhart Stiftung…
Am Abend ist dann wieder Fressmeile angesagt, wobei wir uns zuerst etwas treiben lassen und wir uns schliesslich, vom Shishaduft angelockt, beim Araber nieder lassen, erst eine Shisha paffen, dann die üppige singaporische Bauchtänzerin bewundern und schlussendlich ein wunderbares arabisches Dinner geniessen können. Wir fühlen uns eher wie an der Soma Bay :D.

Singapore Post Office

Die drei Tage vergehen wir im Flug und schon ist es wieder Zeit, die Koffer zu packen. Und ich bin überzeugt, ihr kennt dass alle. Da ist man ein paar Monate unterwegs und sieht dort noch ein T-Shirt oder ein Kleid oder eine Seidenschal etc. und stellt dann irgendwann fest, dass der Koffer beim besten Willen einfach nicht mehr zuzukriegen ist. Da ist dann guter Rat teuer. Der Concierge des Swisshotel hilft uns dann mal mit zwei grossen Fedex- Kartonschachteln aus, die wir mit nicht mehr benötigten Kleidern usw, füllen. Danach gehts ab zum Flughafen. Da es Sonntag ist, hat die offizielle Post in Singapore geschlossen. Aber der Flughafenschalter ist offen. Also sind wir etwas früher hingefahren, haben schon mal das Gepäck eingecheckt und dann in der Post festgestellt, das sie erst in einer halben Stunde öffnet. Ok kein Problem, das reicht locker bis zum Flug. Als der Schalter öffnet erklärt man uns zuerst einmal wie das ganz funktioniert. Also die Fedex-Schachtel geht ja erst mal gar nicht. Das heisst, die Kartonschachtel muss mit Packpapier eingewickelt werden, damit der Schriftzug nicht mehr zu lesen ist. Dann gibt es ein mehrseitiges Durchschlagformular, dass nebst Adresse usw. auch noch den genauen Inhalt des Packets wiedergeben soll. OK. Mangels besserer Englischkenntnisse schreiben wir einfach Kleider drauf… dann fehlt noch der Originaladresskleber, auf den die Adresse aber nur der Beamte schreiben soll. Fairerweise sollte man hier noch erwähnen, dass sämliches Material( Packpapier, Chläberli, Schere ect. von der Post gratis zur Verfügung gestellt wurde. Ich vermute, sie hatten einfach Mitleid mit uns… Schlussendlich entschieden wir uns für die Variante Schiffstransport, die nur ca. 2-3 Monate geht:-), dafür aber recht preiswert ist.
In der Zwischenzeit ist recht Zeit verstrichen und wir schlendern mal Richtung Pass- und Sicherheitskontrolle und stellen verwundert fest, dass wir nicht die einzigen sind.
Nach allen Checks gehen wir direkt zum Gate und können quasi direkt in den Flieger einsteigen: Das ist doch mal perfektes Timing…

Critters und Co.

Endlich hat die Tauchpause ein Ende; das Flugzeug setzt sanft auf der Piste in Manado auf. Der Flug von Singapore nach Manado dauert nur drei Stunden.
In Manado erwartet uns schon der Fahrer vom Lembeh Resort und fährt uns zum 1 1/2 Stunden entfernten Hafen. Mit dem Tauchboot gehts dann direkt in die nahe gelegene Basis. Dort werden wir von Anna, Miguel und Loren herzlich und persönlich empfangen. Die ersten Worte von Anna und Miguel waren: Hey, euch kennen wir doch, wart ihr nicht einmal in Wakatobi? Unglaublich aber Anna und Miguel sind jetzt die Generalmanager vom Lembeh Resort und waren damals auf Wakatobi die Tauchguides auf den Booten der Wakatobiflotte. Tja, die Welt ist klein. Auf jeden Fall haben sie es total im Griff, wie man mit Gästen umgeht. Wir fühlen uns sofort zu Hause und merken ganz schnell, wie toll es offensichtlich auch die Staff hat. Den ganzen Tag singen die Leute, holen eine Gitarre raus und spielen etwas Musik. Wohlverstanden, freiwillig und ungeplant, also keine Gästeunterhaltung auf Knopfdruck. Nach kurzer Besichtigung des Bungis mit herrlicher Terasse und Sicht über die Bucht checken wir in der Tauchbasis ein und Loren, die Basisleiterin wundert sich keinen Augenblick über unseren Tauchwunsch Abends um 17:00 Uhr. Wir gehen gleich mal ans Hausriff und kommen 90 Minuten später wieder an Land. Es ist schon fast ein Nachttauchgang geworden. Und schon beim ersten Tauchgang wissen wir nun, weshalb die Homepage des Resorts critters@ lembeh heisst: der Mimikoktopus der uns begenet, macht uns den Einstieg ins Mugdiving recht leicht. Unser Zimmer liegt etwas am Hang oberhalb der Bucht, weshalb Miguel meint, die Zimmer ab Nummer 10 und höher berechtigen jeweils zu zwei Desserts:-)

Lembeh Street

Der Tauchbetrieb ist hervorragend organisiert. Im Resort gibt es einen riesigen Kameraraum, indem jeder Gast seine eigene Ladestation hat. Alle CH Stecker passen und es hat je zwei 5er Leisten für alle Geräte. Man hat zehn Ladestationen pro Person zur verfügung. Selbst mit allen Akkus für Kamera, Blitz und UW Licht benötigen wir niemals alle Dosen. Natürlich ist der Raum klimatisiert und verfügt über einen einen separaten FI Schalter, der Schwankungen im Netz merkt und reagiert. Sensible Geräte werden so geschützt. Wenn es die vielen Frotteetücher, die zur Verfügung stehen, noch nicht geschafft haben, mit der Luftpistole bringst du den letzten Test des Wassers auch noch von der Kamera. Natürlich stehen diverse Kamerabecken mit Frischwasser zum Spülen in jeder Ecke.
Für das Tauchequipment stehen jedem Buddyteam ein separater Schrank zur Verfügung, indem alles Gerödel aufgehängt wird.
Das Resort besitzt fünf Boote, die jeweils an verschiedene Plätze fahren. Anboten werden jeweils drei Tauchgänge mit dem Dhoni: 8:00, 10:45 und 14:30 Uhr sind die Jungs jeweils wieder im Einsatz. Dazwischen ist immer süsses Nichtstun im Resort am Pool angesagt. Unser Equipment habe ich nicht einmal selber in der Hand gehabt. Weder Blei, Tank noch sonst etwas musste ich selber tragen. Nach jedem Tauchgang wurde das Gerödel wieder an den neuen Tank montiert, das Gemisch analysiert und aufs Boot gebracht. Nach dem letzten Tauchgang wurde alles gespühlt und zum Trocknen über Nacht in unsere Nische aufgehängt.
Jeder Guide hat maximum vier Gäste. In unserem Fall waren wir nur zu zweit mit Mikael unterwegs, da es momentan nicht voll ausgebucht war. Unglaublich was das Tauchen im Sand doch alles so hergibt. Obwohl ich ja eher aufs Korallentauchen stehe, muss ich zugeben, dass es hier doch so einiges zu Entdecken gibt. Kaum aufgetaucht, wird uns schon ein Handtuch in die Hand gedrückt und einen Moment später steht die Crew mit Obst vor dir. Vor jedem Tauchgang kriegst du vom Guide deine eigene angeschriebene Tasse mit Wasser in die Hand gedrückt, sodass selbst der grösstem Wasserhasser sich nicht nicht mehr vor dem Trinken drücken kann. Natürlich kann jeder auch noch zusätzlich am Wasserspender nachtanken…
Ist das Boot zurück, steht schon eine Ressortlady neben dir und bietet feines Gebäck( Muffins, BNT) ect. an. Würden wir nicht 100 Mal „Nein“ sagen, wir kämen kugelrund zurück.

Mango Falls

Ihr wisst ja alle sicher, das man hierzulande eher von einer Kokosnuss erschlagen als vom Hai gebissen wird. Im Lembeh Resort bin ich mir da nicht mehr so sicher. Obwohl es nicht die Kokosnüsse sind, die hier Gefahr erzeugen. Bei der Einschreibung im Tauchgebäude gibt es plötzlich einen lauten Knall, der mich brutal erschreckt, Loren aber nicht mal mit der Wimper zucken lässt. Auf meine Frage hin, was das war, meinte sie nur: Mango Falls!!!
Vor der Türe des Tauchcenter sehe ich dann auch die Verursacher: Da liegen echt etwa 30 Mangos zertrümmert am Boden und ich stelle mir vor, wie sich diese auf meinem Kopf anfühlen würden. Und sogleich fällt 1 Hunderstelmillimeter neben mir eine Reife Mango zu Boden. Ich beschliesse sogleich, nie mehr ohne Kopfschutz um das Gebäude zu gehen, was meine Frau nur mit einem lächelnden Kopfschütteln quittiert.
Das Frühstück und das Mittagessen sind üblicherweise im Buffetstil, wobei es ausreichend Auswahl an diversen Fleisch – und Gemüsegerichten hat. Schlussendlich lassen wir das sehr lecker aussehenden Dessertbuffet aus und halten uns konsequent an die diversen Früchte. Abends ist dann jeweils a la carte angesagt, wobei auch hier aus diversen Vor- und Hauptgängen ausgewählt werden kann. Loren, Anna und Miguel lesen uns jeden Wunsch von den Augen ab und wir fühlen uns rundum wohl. Wenn das Resort voll ausgelastet wäre, würden etwa 60 Leute Platz bekommen. In unserem Fall waren gerde mal 20 Leute hier, die sich dann gut im Resort verteilen konnten.
Nach zwanzig Tauchgängen mit zig neuen Arten, die wir auch noch nie live gesehen haben und einer Menge toller Erinnerungen verabschieden wir uns nach acht Tagen wieder und lassen uns auf ein neues Abenteuer in Gangga Island ein. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gäbe, dann ehesten die Tarierungsqualitäten der asiatischen Gäste. Bei manchen Fotografen war das Hirn ausgeschaltet, wenn die Kamera angeschaltet wurde. Gerade als Mugdiver ist es immens wichtig, korrekte Tarierung herzustellen und auch zu behalten.

Gangga Island

Nach zweistündiger Autofahrt und einem kurzen Bootstrip erreichen wir Gangga Island im Norden von Sulawesi. Die Insel ist in etwa so gross wie die Stadt Winterthur. Auch hier freunden wir uns gang schnell mit den Guides auf dem Boot an. Hier hat es viel weniger Gäste und darunter sind auch nicht alles Taucher. Deshalb geniessen wir teilweise den Guide und das Boot für uns alleine…
Die UW Welt gefällt mir natürlich um einiges besser, weil es hier wieder tolle, intakte Korallenriffe gibt. Nichtsdestotrotz finde ich hier auch Anglerfische, Pygmäenseepgerdchen und andere kleine Scheisserchen… Es ist für mich auch immer wieder erstaunlich, was diese Guides hier alles finden. Ich wäre schon tausendmal daran vorbeigetaucht, wenn Ayub mir die Teile nicht gezeigt hätte.


Angeboten werden auch hier drei Tauchgänge am Tag, wobei die ersten Zwei ToTankdives sind und nach dem Mittagessen um drei dann wieder rausgefahren wird. Auch hier nehmen wir also die ganze Woche nichts in die Hand. Jeder auch noch so unwichtige Handgriff wird von den Guides erledigt. Teilweise geht das sogar mir zuweit, wenn z.B. unser Guide die Nacktschnecke etwas besser plaziert, damit wir sie auch wirklich Freistellen können…
Wir gehen es diese Woche etwas gemütlicher an und lassen den eine oder anderen Tauchgang aus. Wir geniessen uns und den Pool und lassen uns etwas im schönen Spa verwöhnen. Nach 14 Tauchgängen und gefühlten 100 Stunden im Salzwasserpool verlassen wir Indonesien wieder und fliegen via Singapore nach… Malaysia…
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