Harbour view ist nicht gleich harbour view

04.01.2014

Das Fotosyndrom liegt ja bei Tinas Familie schon etwas in den Genen. Darum wundert’s mich natürlich nicht, dass bei der Immigration am Zoll in Hongkong hinter mir plötzlich die Hölle los ist. Ich sehe gerade noch, wie ein Zöllner auf Tina zeigt, eine Kollegin von ihm sofort zu ihr rennt, ihr Handy kontrolliert und wartet bis sie schön brav alle Fotos von der Passkontrolle und den Zöllnern, die sie vorher geknipst hat, wieder gelöscht hat.

Hong Kong 02Nöd besser, aber länger

Zum guten Glück ist das Meiste auch in englisch angeschrieben. Denn diese Werbetafel ist die Einzige, die wir auch auf chinesisch verstanden haben. Aber für eine rot durchgestrichene Kamera in einem roten Kreis braucht es (eigentlich) gar keinen Text :-D.

Soviel zu unserer Ankunft in Hongkong. Beim Anflug habe ich mich ja schon gefreut, mal zwischen den Häuserfronten mitten in der Stadt zu landen. Leider gibts den Flughafen nicht mehr, weshalb wir etwas ausserhalb der Stadt ankommen.

Auspacken oder nicht auspacken?

Das Taxi bringt uns direkt ins gebuchte Hotel Best Western Harbour View. Als der Fahrer uns erklärt, dass wir in „nur“ 20 Minuten zu Fuss im Zentrum seien, wissen wir noch nicht so recht, ob das nun gut oder schlecht ist. Nach dem recht unfreundlichen Check-In beschleicht Tina schon das erste Mal ein schlechtes Gefühl, als der Lift auf dem Weg in den 27. Stock streikt. Der Gang zum Zimmer ist so schmal, dass zwei Leute kaum nebeneinander hergehen können. Und vom Zimmer ist gar nicht zu reden. Wir haben ja gewusst, dass der Platz in Hong Kong knapp ist, aber soooo knapp!? Das Ladekabel fürs Handy einzustecken, haben wir uns nicht so recht getraut, aus Angst, dass gleich Funken fliegen. Mein Spruch „wenn’s in diesem Haus brennt, sind wir mause“ bringt dann Tina endgültig zum Entschluss, den Koffer gar nicht erst aufzumachen, sondern direkt ein anderes Hotel zu suchen.

Hong Kong 07Wir zotteln also los, zu Fuss in Richtung Zentrum. Die meisten Läden um das Best Western herum sind Läden für getrockneten Seafood und praktisch alle haben Haifischflossen im Angebot! Leider können wir euch keine Detailfotos davon zeigen, denn Fotografieren ist auch hier verboten, aber es ist ziemlich traurig. Ein Grund mehr, ein anderes Hotel zu suchen….

Im Zentrum der Stadt gefällt’s uns definitiv besser. Durch die Internetrecherche im Starbucks finden wir auch rasch ein anderes Hotel: das Renaissance Harbour View. Schon wieder Harbour View? Die Bilder sprechen für sich. Man kann unter Hafensicht verstehen was man will, aber das Renaissance ist diesbezüglich nur schwer zu toppen :-). Jetzt also schnell mit dem Taxi zurück ins Best Western zum Auschecken und Gepäck abholen.

Stadtbesichtigung für 25 Rappen

Am nächsten Tag geht’s nach dem obligatorischen Geocache erstmals ans Erkunden der Umgebung und der verschiedenen Transportoptionen. Mit der Metro geht’s zwar schnell, ist uns aber etwas zu kompliziert und wir sehen nichts von der Stadt. Da sind uns die Doppelstocktrams viel lieber. Eine Fahrt kostet 25 Rappen und man darf so lange sitzen bleiben, wie man will! Je näher wir der Endstation kommen, umso leerer wird das Tram.

Zu Fuss geht’s trotz viel Verkehr eigentlich auch ganz gut. Aber erst, wenn man erkannt hat, dass man in Hong Kong nicht im Parterre zu Fuss geht, sondern im ersten Stock! Die Hochhäuser sind über unzählige Brücken und Stege miteinander verbunden. Und es gibt eine 800m lange Rolltreppe, die das Zentrum mit den Quartieren weiter oben am Berg verbinden. Morgens bis zehn Uhr fahren sie abwärts, um die Menschen zur Arbeit zu bringen und den Rest des Tages fahren sie aufwärts, um den Aufstieg zu erleichtern. Auch diese Weltrekordrolltreppe liegt natürlich ein Stockwerk über dem Parterre – schliesslich ist sie ja für Fussgänger.

Hong Kong 51Protestbelagerung oder Picknick zum Zmittag

Als wir also am Sonntag so durch diese zweite Ebene schlendern, fallen uns die vielen Frauen auf, die auf Kartonschacheln und Matten am Boden zusammen am Plaudern, Essen, Musik hören und am Spielen sind. Tina hat sofort die Lösung parat: Das sind alles Mitglieder der Occupy-Bewegung, die hier die HSBC und die Bank of China belagern.
Als sie feststellt, das diese vielen Damen auch sonst überall sitzen, hat sie die nächste Erklärung des Phänomens: Die haben sicher alle Mittagspause und picknicken hier! Aber auch nach unserer Hafenrundfahrt um 17 Uhr sassen sie noch da… Ich persönlich hatte gar keinen Plan, dachte aber eher an die Variante, Frau Hongkong hat am Sonntag frei, weil Herr Hongkong gerade mit Pferdewetten beschäftigt ist.
Alles falsch. Hongkong hat zehntausende philippinische Gastarbeiterinnen, die hier als Hausmädchen angestellt sind. Mangels eines eigenen Zuhauses, treffen sie sich an ihrem freien Sonntag in der Stadt, um sich auszutauschen. Soviel zum Thema, ich erkenne den Unterschied zwischen den vielen Menschen asiatischer Herkunft :-(.

Hong Kong 11iPhone kaputt

Die Dimensionen der Gebäude sind unglaublich. Zum Beispiel die Shops. Es wimmelt hier von riesigen Einkaufszentren, in denen man sich ganz unproblemtisch verlaufen kann. Riesig heisst für uns, dreimal das Glatt und das nur mit Labels wie Montblanc, Gucci und Armani etc.
Und es gibt natürlich auch einen Apple Store. Tina hat mir ja etwa vier Wochen vorgejammert, dass ihr Handy nur noch Musik abspiele, wenn die Kopfhörer eingesteckt sind. Wir gehen also kurzerhand in den grössten Apple Shop, den wir jemals gesehen haben (sogar noch viel grösser als der in San Francisco) und schildern einem der ca. 200 Angestellten kurz das Problem. Mit einem Lächlen im Gesicht, aber sehr sympatisch, schaltet er oben links den Stummschalter wieder aus und das Problem ist behoben. Wir lachen uns kaputt! Aber natürlich geht’s nicht ganz ohne Spot und kleine Neckereien meinerseits :-D.

Hong Kong 21Verwechslung?

Ein ganz besonderes Transportmittel ist die Star Ferry, welche die beiden Stadtteile nördlich und südlich des Victoria Harbours miteinander verbindet. Man kann mit der Fähre einfach kurz rüber fahren oder eine ganz Hafenrundfahrt machen. Wir nutzen die Fähre, um an den Night Market zu gehen. Unglaublich, wieviele Leute hier mitten in der Nacht shoppen und wieviel Krimskrams gefragt ist.
Und auf der anderen Seite des Hafens liegt auch die Avenue of Stars. So etwas Ähnliches wie der Walk of Fame in Hollywood nur mit dem Unterschied, dass wir mit Ausnahme von Chackie Chan keinen der chinesischen Stars kennnen… Und noch einer wird hier vergöttert ohne Ende: Bruce Lee.  Wir sitzen dort also ganz gemütlich auf einem Bänkli  und beobachten das Treiben rund um die Bruce Lee-Statue. Da setzt sich unvermittelt eine Chinesin neben Tina auf die Bank, legt den Kopf auf ihre Schulter, macht ein Victoryzeichen, lässt sich von ihrem Freund zusammen mit Tina fotografieren und bedankt sich aufgeregt für das Foto :-D. Wir haben keine Ahnung, wen sie da glaubte zu sehen, aber es muss wohl ein Filmstar gewesen sein!?

Der Uetliberg von Hong Kong

Die spektakulärste Strecke im ÖV von Hong Kong ist sicher die des Peak Trams. DIe uralte Standseilbahn (125 Jahr-Jubiläum im 2013) fährt auf den Peak, den Hausberg der Stadt. Nicht nur die Fahrt ist spektakulär, sondern auch die Aussicht! Zum Glück sind wir früh dran, denn am Mittag vertreiben sich gefühlte Millionen von Städtern auf dem Peak die Zeit. Habe ich schon erwähnt, das ich während unseres Aufenthalts in Hongkong meistens der „Grösste“ war? Das hat übrigens nicht nur Vorteile: Busse, Trams und Schiffe sind auf die Durchschnittsgrösse eines Chinesen getrimmt. Mit 1.90m musst du also echt unten durch :-).

 Gepäck abladen

Nun geht’s weiter Richtung Chiang Mai mit einem kurzen Zwischenstopp in SIngapur. Hier deponieren wir für einen Monat unser Tauchgepäck am Flughafen. Und wir staunen einmal mehr, was für Oasen man alles entdeckt, dank dem Geocachen: den Butterfly-Garden – ein kleines Papiliorama mitten im Flughafen von Singapur. Wenn ihr jemals an diesem Airport umsteigen müsst, lohnt sich ein kleiner Abstecher!